Anleger reagierten erleichtert auf eine Nachricht, dass eine Zahlungsunfähigkeit der USA vorerst nicht zu befürchten ist. Anfangs dämpften zwar zahlreiche Unwägbarkeiten die Kauflaune, wie etwa aufgefrischte Zinssorgen, die Furcht vor den möglichen Zerstörungen eines neuen Hurrikans und die andauernden Spannungen in der Nordkorea-Krise. Gegen sie konnten sich selbst gute Konjunkturdaten nicht durchsetzen.
Erst als bekannt wurde, dass sich US-Präsident Donald Trump und die Spitzen des Kongresses auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze und Staatshilfen für die von Hurrikan Harvey Betroffenen geeinigt hatten, stabilisierten sich die Aktienkurse. Der Dollar machte einen Teil seiner Verluste wett, und die Anleger zogen Geld aus vermeintlich sicheren Häfen wie Staatsanleihen, Gold oder sogenannten Fluchtwährungen wie dem Yen ab.
S&P sowie Dow behaupten sich. Warten auf Draghi
Der Dow-Jones stieg um 0,3 Prozent auf 21.808 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite rückten ebenfalls um je 0,3 Prozent vor. Umgesetzt wurden 813 Millionen Aktien. Dabei wurden 1.823 Kursgewinner und 1.114 -verlierer gesehen, während 139 Titel unverändert schlossen. Angeführt wurde die Erholung der Börsen vom Energiesektor, der im Windschatten der Ölpreise stieg.
Zweitstärkster Sektor waren Einzelhandelswerte, nachdem sich die Bekleidungskette Gap zuversichtlich zu den Ertragsaussichten ihrer Tochter Old Navy geäußert hatte und die Gap-Aktie daraufhin um 7,5 Prozent stieg. Kommentare einzelner Branchenvertreter auf einer von Goldman Sachs ausgerichteten Einzelhandelskonferenz kamen ebenfalls gut an. Finanzwerte gewannen einen Teil des verlorenen Terrains zurück, befördert von steigenden Anleiherenditen.
Banken und Versicherer hatten am Dienstag unter Druck gestanden, nachdem Fed-Gouverneurin Lael Brainard zur Vorsicht beim Anheben der Zinsen geraten hatte. Das Bankengeschäft profitiert gewöhnlich von einem höheren Zinsniveau. Derweil rechnen Experten damit, dass bis Sonntag Wirbelsturm „Irma“ die Küste von Florida erreichen könnte.
Es handelt sich um einen der schwersten Hurrikans, die jemals im Atlantik aufgetaucht sind. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Sitzung der Europäischen Zentralbank, deren Ergebnis am Donnerstag mitgeteilt wird. Vor allem der Devisenmarkt wartet gespannt auf die Aussagen von Präsident Mario Draghi.
USA wollen im Sicherheitsrat Öl-Embargo gegen Nordkorea verhängen
Das geht einem Resolutionsentwurf hervor, den die USA bei den Vereinten Nationen vorlegten. Von den anderen Sicherheitsratsmitgliedern gab es zunächst keinen Kommentar zu dem Entwurf, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Alle UN-Mitglieder sollen die „direkte oder indirekte Belieferung (Nordkoreas), Verkauf oder Transfer von Rohöl, Kondensaten, veredelten Petroleumprodukten und Gas verbieten“, heißt es darin weiter. Zudem solle Nordkorea daran gehindert werden, Textilien zu exportieren. Darüber hinaus soll verboten werden, nordkoreanische Arbeitskräfte im Ausland anzustellen, was dem isolierten Land wichtige Devisen bringt. Mehrere Menschen, darunter auch Kim Jong Un, sollten zudem mit einem Reiseverbot belegt werden.
Der Entwurf wurde den anderen Mitgliedern des Sicherheitsrats vorgelegt. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, hatte zuvor mit „größtmöglichen Sanktionen“ gedroht. Die USA werfen Kim Jong Un vor, einen Krieg provozieren zu wollen. Nach eigenen Angaben hat Nordkorea am Sonntag eine Wasserstoffbombe getestet, mit der eine Langstreckenraketen bestückt werden kann.
Es war der sechste und bisher größte Atomtest Nordkoreas seit 2006. Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping mahnte in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump nachdrücklich eine friedliche Lösung des Konflikts an. China „besteht darauf“, dass die Atomfrage durch Verhandlungen gelöst werde. Dialog „kombiniert mit einem Paket umfassender Maßnahmen“ sei der beste Weg für eine langfristige Lösung.
Es müsse auf eine friedliche Beilegung hinauslaufen. Trump sagte nach dem Telefonat, eine militärische Lösung sei „sicherlich nicht unsere erste Wahl„. „Aber wir werden sehen, was passiert.“ Das Gespräch mit Xi bezeichnete er als sehr freimütig und sehr stark. Sie stimmten in Sachen Nordkorea zu 100 Prozent überein.
Brasiliens Notenbank senkt Leitzins erneut
Der brasilianische Leitzins wurde am späten Mittwochabend erneut um einen weiteren Prozentpunkt auf jetzt 8,25 Prozent gesenkt. Damit setzen die Währungshüter ihren jüngsten Kurs fort – sie hatten bereits in den drei geldpolitischen Sitzungen davor den Leitzins um jeweils einen Prozentpunkt reduziert. Der Schritt war von Experten erwartet worden.
Insgesamt wurde der Leitzins seit vergangenem Oktober von 14,25 Prozent auf 8,25 Prozent reduziert – zuerst in kleineren Schritten und dann mit zunehmenden Tempo. Mit der aktuellen Senkung dürfte es noch nicht getan sein. Notenbank-Chef Ilan Goldfajn deutete weitere Zinssenkungen an, auch wenn das Tempo dabei geringer ausfallen dürfte. Experten gehen davon aus, dass die Notenbank den Leitzins beim nächsten Mal um 0,75 Prozentpunkte absenkt.
Fed-Vize Fischer tritt überraschend zurück
Er scheide aus persönlichen Gründen per Mitte Oktober aus, schrieb der 73-jährige in einem Brief an US-Präsident Donald Trump, ohne das näher zu erläutern. Fischers Amtszeit wäre eigentlich erst 2018 ausgelaufen. Jüngst hatte er für Aufsehen gesorgt, als er die US-Regierung eindringlich vor einer Rücknahme der Bankenregulierung warnte. Trump kann die Notenbank nun früher nach seinen Vorstellungen umbauen.
Ob er den Vertrag der mächtigen Fed-Chefin Janet Yellen verlängern wird, ist offen. Trump hatte sie im Wahlkampf heftig kritisiert. Ihre Amtszeit endet im Februar 2018. Am Devisenmarkt sorgte Fischers Ankündigung für Verunsicherung. Der Dollar-Index bröckelte ab, der Euro verteuerte sich leicht auf 1,1940 Dollar. „Das bedeutet eine grundlegende Veränderung in der Zusammensetzung der Fed, vor allem, da nicht klar ist, ob Fed-Chefin Janet Yellen wieder nominiert wird“, kommentierte ein Zinsstratege.
Wichtige Termine am heutigen Tag:
09:30 SE/Sveriges Riksbank, Ergebnis der Sitzung des geldpolitischen Rats
10:00 DE/Verband der Chemischen Industrie, Konjunkturbericht 2Q
11:00 EU/BIP 2Q (3. Veröffentlichung)
12:00 FR/OECD, Frühindikator Juli
13:30 US/Fed, Rede von Fed-Gouverneurin Brainard (2017 stimmberechtigt im FOMC) beim
Economic Club of New York
13:45 EU/EZB, Ergebnis der Ratssitzung
14:30 EU/EZB, PK nach Ratssitzung und Stabsprojektion für Wachstum und Inflation in der Eurozone, Frankfurt
14:30 US/Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche)
14:30 US/Produktivität ex Agrar 2Q (2. Veröffentlichung)
17:00 US/Rohöllagerbestände (Woche)
23:30 US/Fed, Rede von New-York-Fed-Präsident Dudley (2017 stimmberechtigt im FOMC) bei der Money Marketeers of New York University