Die neuen Riesen auf Fernost: Chinas Internetkonzerne

April 2, 2018

3 min

Inhalt

Rund 770 Millionen Chinesen benutzen das Internet, China hat daher die meisten Internetnutzer weltweit. Das Land ist damit der digitale Mittelpunkt der Erde – und der Markt wächst weiter. Bis 2020 erreicht Chinas E-Commerce-Handel laut Schätzungen voraussichtlich 2,2 Billionen Dollar Umsatz – ohne Vermittlung von Reisen. Das Geschäftsvolumen wäre damit doppelt so groß wie im vergangenen Jahr. Die aufstrebenden Webriesen, allen voran die „BAT“- Aktien – also Bai­du, Ali­baba und Ten­cent -, rücken damit beim Gewinn immer näher an ihre US-Rivalen heran.
Anders als die US-Rivalen müssen sich Chinas Internetkonzerne auch kaum Sorgen vor der Konkurrenz aus dem Ausland machen. Auf dem Heimatmarkt stehen der Händler Alibaba, die Suchmaschine Baidu und das soziale Netzwerk Tencent zwar in hartem Wettbewerb. Auslandsfirmen sind aber durch rigorose staatliche Regulierung vielfach ausgeschlossen. Tencent-Konkurrent Facebook wird komplett geblockt, Baidu-Mit­bewerber Google – heute unter dem Dach der Alphabet Holding – zog sich 2010 aus China zurück. Inzwischen unterhält Alphabet wieder Büros in China.
Hier widmen sich die Amerikaner aber vor allem der Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Auch Amazon hat in dem Riesenreich nie richtig Fuß gefasst. Der Marktanteil des Händlers aus Seattle liegt hier unter einem Prozent. Rivale Alibaba kontrolliert hingegen fast 60 Prozent des chinesischen E-Commerce-Geschäfts, und der kleinere Konkurrent JD.com beherrscht ein Viertel des Markts. Alibaba arbeitet zudem deutlich profitabler als Amazon. Schließlich betreiben die Chinesen keine teuren Logistikzentren, sondern stellen bloß die Han­dels­platt­for­men zur Verfügung.
Alibaba-Gründer Jack Ma, der als Großaktionär und Executive Chairman die Zügel straff in Händen hält, hatte die Vision einer globalen Plattform, über die Menschen unabhängig von Ort und Sprache miteinander handeln können. Schon länger erwägt Alibaba offenbar auch größere Investitionen in den USA. Gerüchten zufolge gab es etwa Gespräche zwischen den Chi­nesen und der US-Supermarktkette Kroger. Auf dem US-Markt, der fest in der Hand von Amazon ist, dürfte sich Alibaba aber auch mit einem Partner vor Ort schwertun.
Auch Tencent-Boss Ma Huateng kann sich auf die Heimat als solide Basis für die Expansion verlassen. Tencent ist nicht bloß führender Anbieter von Com­puterspielen und sozialen Netzwerken in China, sondern verdient sein Geld auch im E-Commerce sowie mit Online-Bezahldiensten. Als besonders aussichtsreiches Feld hat Huateng das Geschäft mit Roboterautos ausgemacht.
Firmenprofile:

Alibaba

Das chinesische Amazon
Alibaba arbeitet extrem profitabel. 2018 steigert der Konzern seine Erlöse voraussichtlich um 38 Prozent auf 54 Milliarden Dollar. Netto dürfte Alibaba 13 Milliarden Dollar verdienen – ein Plus von 24 Prozent. Bis 2020 steigt der Nettogewinn auf knapp 30 Milliarden Dollar, prognostizieren Analysten. ­Alibaba ist in China extrem gut aufgestellt. Mit dem Geld aus dem Kerngeschäft expandiert der Konzern in neue Märkte. Basis­invest­ment in Chinas Internetsektor.

Tencent

Facebook + Twitter + Paypal
Chinas größtes soziales Netzwerk ist wachstumsstark und in vielen Zukunftsmärkten ­aktiv. In diesem Jahr verdient Tencent voraussichtlich 13 Milliarden Dollar – ein Plus von 24 Prozent. 2020 rechnen Analysten im Schnitt mit einem Gewinn von knapp 20 Milliarden Dollar. Aussichtsreiche Depotbeimischung für risikofreudige Anleger.

Baidu

Google 2.0
Baidu hat in China nicht die Stellung, die ­Google in der westlichen Welt hat. Zudem ist Baidu deutlich kleiner als Alibaba und Tencent, die den Suchmaschinenbetreiber in ­dessen Kerngeschäft attackieren. Analysten rechnen 2018 mit einem Gewinn von 2,7 Milliarden Dollar. 2020 soll der Überschuss 4,4 Milliarden Dollar betragen. Es bleibt abzuwarten, ob Baidu die Stärke hat, seine Stellung zu verteidigen. Halteposition.

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