Deutsche Autobauer unter Druck: Kartellvorwürfe und Abgasaffären

Juli 24, 2017

5 min

Den großen deutschen Autobauern droht wegen des möglichen Kartells eine Klagewelle – enorme mögliche Rendite bei Push Aktionen möglich. Deutschlands oberster Verbraucherschützer Klaus Müller geht von Zehntausenden Verfahren aus, in denen Autokäufer Schadenersatz für überteuerte Fahrzeuge verlangen könnten.

Wegen der im Raum stehenden Absprachen der Hersteller hätten viele Kunden einen „möglicherweise viel zu hohen Preis“ für ihre Fahrzeuge gezahlt, sagte der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen der „Süddeutschen Zeitung“. Müller wies auf die angeblichen Selbstanzeigen von Daimler und Volkswagen bei den Wettbewerbsbehörden hin, über die der „Spiegel“ erstmals berichtet hatte.
Darin sollen die beiden Konzerne schildern, wie sich Automanager von BMW, VW, Audi, Porsche und Daimler jahrelang in geheimen Zirkeln über ihre Fahrzeuge, Kosten, Zulieferer und auch den Umgang mit dem Thema Diesel-Abgase abgesprochen haben.

BMW will nicht geschummelt haben

BMW hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach es kartellähnliche Absprachen mit anderen deutschen Autoherstellern bei Dieselantrieben und insbesondere bei AdBlue-Systemen zur Abgasreinigung gegeben haben soll. Die Diskussionen mit anderen Branchenunternehmen über AdBlue-Behälter hätten aus Sicht von BMW auf „den notwendigen Aufbau einer Betankungsinfrastruktur in Europa“ abgezielt.
Die Münchener betonen zugleich, dass die von ihnen eingesetzte Technologie sich deutlich von anderen Systemen unterscheide und „Fahrzeuge der BMW Group nicht manipuliert“ würden. Die im Spiegel erhobenen Vorwürfe einer nicht ausreichenden Abgasreinigung durch zu kleine AdBlue-Behälter wies BMW für seine Fahrzeuge zurück. BMW greife auf eine Kombination von Systemen zur Abgasreinigung zurück.
Neben Harnstoffeinspritzung mit AdBlue (SCR) sei zusätzlich ein NOx-Speicher-Katalysator verbaut. Damit würden die Abgasanforderungen erfüllt und für die Euro 6 Diesel-Pkw der BMW Group erübrige sich ein Rückruf oder eine Nachrüstung. Außerdem sei dadurch der AdBlue-Verbrauch eher niedrig und ermögliche eine „optimierte Behältergröße“.

Ruhiger Montag an den Börsen erwartet

Mit einem ruhigen Wochenstart an Europas Börsen rechnen Händler auch am Montag. „Die Nachrichtenlage wird immer schwärzer statt besser“, sagt ein Händler. Der S&P-500 in den USA stehe kurz davor, seinen Aufwärtstrend zu brechen. Gleichzeitig baue aber der Dax seine Schwäche gegenüber den USA weiter aus. Dazu trügen nun wesentlich die Auto-Aktien bei.
Hier verschärfe sich der Druck durch den weiter steigenden Euro, der am Morgen bereits in Sichtweite der 1,17er-Marke gestiegen ist. Auch die Berichtsaison laufe nicht so stark, dass sie all das Negative einfange.  Neben dem hartnäckig festen Euro war der Automobilsektor Hauptbelastungsfaktor. Laut dem Spiegel soll sich die deutsche Autoindustrie seit den Neunzigerjahren in geheimen Arbeitskreisen über die Technik, Kosten, Zulieferer und sogar über die Abgasreinigung ihrer Dieselfahrzeuge abgesprochen haben.

S&P-500

Im Handel war von einem neuen Rückschlag für den ohnehin angezählten deutschen Automobilsektor die Rede. BMW verloren 2,6 Prozent, Daimler 2,1 Prozent und VW 3,6 Prozent. Unter den Zulieferern verbilligten sich Continental um 3,1 Prozent und für Leoni ging es 3,2 Prozent nach unten. Europaweit gab der Sektor um 2,7 Prozent nach. Mit Abschlägen von 5,5 Prozent reagierten Hochtief auf eine mögliche Gegenofferte von Mehrheitsaktionär ACS für Abertis.
Im Handel wurde spekuliert, dass ACS ihre Hochtief-Beteiligung oder Teile hiervon zur Disposition stellen könnte. ACS verloren 6,3 Prozent, Abertis schlossen 0,9 Prozent im Plus. Bei Philips Lighting kamen weder Cashflow noch Umsatzschwund gut an – die Titel verloren 8,2 Prozent. Auch Osram büßten im Gefolge 2,9 Prozent ein. Vodafone hat zwar im ersten Quartal ihres Geschäftsjahres einen Umsatzrückgang verzeichnet. An der Prognose für das Gesamtjahr rüttelte das Unternehmen aber nicht. Die Titel stiegen gegen den Trend um 0,5 Prozent.

Durchatmen in den USA

Nach den letztem Rekordständen war nun erst einmal Durchatmen angesagt. Doch der Verkaufsdruck war gering und die Indizes bleiben noch immer nahe ihrer Allzeithochs. Von einer insgesamt günstigen Berichtssaison sprach ein Aktienstratege. Aus Europa kamen aber klar negative Vorgaben.
An den Finanzmärkten auf dem alten Kontinent wirkten die Aussagen des EZB-Präsidenten Mario Draghi vom Donnerstag nach, die weniger taubenhaft als erhofft ausgefallen waren und den Anlegern verdeutlichten, dass sich die Zeit des billigen Geldes ihrem Ende nähert. Bei General Electric ist der Gewinn nicht so stark eingebrochen wie befürchtet, gleichwohl ging es für die Aktie 2,9 Prozent nach unten. Während der Telefonkonferenz gab der scheidende CEO Jeff Immelt einen eher pessimistischen Ausblick.
Bei Colgate-Palmolive enttäuschte der Umsatz, doch mit den gesunkenen Kursen kamen wieder Käufer herein. Die Aktie stieg um 1,6 Prozent. Die Honeywell-Aktie zeigte sich 1 Prozent fester. Aussagen des CEO, der Konzern blicke sich nach Akquisitionen um, weckten die Fantasie der Anleger. Schon am Donnerstag nach Börsenschluss hatte Microsoft Quartalszahlen veröffentlicht, die über den Erwartungen lagen. Die Aktie konnte sich der negativen Stimmung aber nicht entziehen und gab um 0,6 Prozent nach.
Positiv überrascht hat auch Visa, deren Aktien um 1,5 Prozent zulegten, nachdem die Kreditkartengesellschaft ihren Ausblick erhöht hat. Ebay-Aktien fielen dagegen um 1,5 Prozent, nachdem der Betreiber des gleichnamigen Internet-Auktionshauses einen Gewinneinbruch gemeldet hat.

Termin diese Montag:

07:00 NL/Philips NV, Ergebnis 2Q, Eindhoven
07:00 IE/Ryanair Holdings plc, Ergebnis 1Q, Dublin
08:00 GB/Reckitt Benckiser Group plc, Ergebnis 1H, Windsor
08:15 MY/EZB-Direktor Mersch, Rede bei der Bank Negara Malaysia, Kuala Lumpur
09:00 FR/Einkaufsmanagerindex verarbeitendes und nicht-verarbeitendes Gewerbe Juli (1. Veröffentlichung)
09:30 DE/Einkaufsmanagerindex verarbeitendes und nicht-verarbeitendes Gewerbe Juli (1. Veröffentlichung)
10:00 EU/Einkaufsmanagerindex verarbeitendes und nicht-verarbeitendes Gewerbe Eurozone Juli
(1. Veröffentlichung)
15:45 US/Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe und Service Markit Juli (1.
Veröffentlichung)
15:45 EU/EZB, Wöchentliche Veränderung der Bestände der Eurosystem-Zentralbanken an Staatsanleihen, Covered Bonds, Unternehmensanleihen und ABS
16:00 US/Verkauf bestehender Häuser Juni
17:45 FR/Unibail-Rodamco SE, Ergebnis 1H, Paris
22:00 US/Alphabet Inc (Google-Holding), Ergebnis 2Q MY/IWF, Veröffentlichung Update zum World Economic Outlook, Kuala Lumpur

Was sollten Sie als nächstes lernen? Drehen Sie am Rad, um es herauszufinden!

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