Alle Zeichen stehen derzeit auf Waffenstillstand: Am Freitag wollen die Staatsoberhäupter der verfeindeten asiatischen Länder Nord- und Südkorea erstmals seit 11 Jahren zusammenkommen und über die Möglichkeit eines dauerhaften Friedens auf der koreanischen Halbinsel verhandeln. Dabei dürfte eine Annäherung beider Länder primär davon abhängen, ob Nordkoreas Machtinhaber Kim Jong-un sein Atomwaffenprogramm zugunsten der Beziehungen zum Nachbarland aufgibt.
Glaubt man Südkoreas Präsident Moon Jae-in, könnte Kim sich diesbezüglich überraschend kompromissbereit zeigen. Die Bedingungen, die Nordkorea für eine Denuklearisierung stelle, seien nicht unannehmbar, so Moon. Am Freitag kam dann noch ein mehr als deutlicher Hinweis vom nordkoreanischen Machthaber selbst: Das Land wolle Atomversuche und Tests mit Interkontinentalversuchen aussetzen, kündigte Kim an.
Doch auch wenn der Weg für eine mögliche Entspannung der Lage auf der koreanischen Halbinsel geebnet ist: Von einer Versöhnung beider Länder kann wohl noch lange nicht gesprochen werden. Dennoch rufen die jüngsten optimistischen Meldungen bereits jetzt erste Finanzmarktexperten auf den Plan, die sogar auf eine mögliche Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea spekulieren.
„Man könnte meinen, dass es dafür ein bisschen früh ist“, so Jim McCafferty, Analyst bei der japanischen Bank Nomura und dort zuständig für die Region Asien.
In einem Interview, über das „Bloomberg“ berichtet, erklärte er, dass er direkte Anfragen von Kunden bezüglich einer möglichen Wiedervereinigung zwischen Nord- und Südkorea erhalten habe. Auf die Frage, welche Aktien von einem solchen historischen Schritt profitieren würden, hatte der Experte eine klare Antwort: Infrastrukturtitel aber auch Telekommunikationskonzerne und Unternehmen aus der Lebensmittelbranche.
Konkret nannte McCafferty den japanischen Industriekonzern Komatsu, der sich auf Baumaschinen konzentriert hat, ebenso wie dessen südkoreanischen Branchenkonkurrenten Doosan Infracore. Geht es um Aktien aus dem Bereich Telekommunikation, sind McCaffertys Favoriten neben SK Telecom und LG Uplus auch Anteilsscheine von NTT DOCOMO. Auch einer der bekanntesten koreanischen Börsenstars, der Stahlkonzern POSCO, würde in diesem Fall auf der Einkaufsliste des Analysten stehen, ebenso wie die Lebensmittelunternehmen Ottogi und NONGSHIM. Wenig Freude dürften Anleger im Falle einer Wiedervereinigung unterdessen an Aktien der Verteidigungsunternehmen KOREA AEROSPACE und HANWHA TECHWIN Co., berichtet „Bloomberg“ weiter.
Der Analyst sieht den südkoreanischen Aktienmarkt allerdings auch unabhängig von einem möglichen Zusammenschluss zwischen den beiden Ländern vor einem Erfolgsjahr. Dem Leitindex KOSPI traut der Experte bis zum Jahresende einen Sprung bis auf 3.000 Indexpunkte zu – verglichen zum Schlusskurs am Freitag wäre dies ein Sprung um mehr als 21 Prozent. Dabei setzt der Experte insbesondere auf die treibende Kraft im Index, den Industrieriesen Samsung, der allein für 20 Prozent der Kursaufschläge sorgen soll.