Facebook: Datensammler im Stimmungstief

März 26, 2018

2 min

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Facebook-Chef Mark Zuckerberg sieht sich mit einem der größten Datenskandale aller Zeiten konfrontiert. Von einer „Existenzkrise“ und einer „Gefahr für die Demokratie“ ist die Rede. An der Börse verlor die Aktie im Wochenverlauf in der Spitze fast 13 Prozent. 65 Milliarden Dollar Börsenwert wurden innerhalb kürzester Zeit vernichtet.
Im Zuge der Enthüllungen um den Datenskandal kamen auch die Aktien anderer Internetkonzerne wie Google-Mutter Alphabet oder der Kurznachrichtendienst Twitter unter Druck. Der Vorwurf: Die britische ­Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica habe sich mithilfe eines regelwidrigen Tricks die Daten von rund 50 Millionen Facebook-Mitgliedern beschafft und diese wohl auch für Donald Trumps Präsidentschaftswahlkampf verwendet.
Mit den Informationen habe die Firma um­fassende Persönlichkeitsprofile mit pikanten Details wie dem geschätzten IQ der ausgespähten Nutzer erstellt. Trumps Wahlkampfteam habe deshalb maßgeschneiderte Anzeigen ausspielen können.
Ebenso sind die Kalifornier sind ins Visier der US-Regierung geraten: Zuckerberg muss wohl vor einem Kongress-Ausschuss aussagen. Mit Inkrafttreten der EU-Datenverordnung im Mai drohen Strafen von vier Prozent des Umsatzes, auf Facebook käme dann eine „beträchtliche Summe“ zu, so die deutsche Justizministerin Katarina Barley. Die EU-Verordnung dürfte den Verwaltungsaufwand bereits steigern. Noch schärfere Regulierungen für Datensammler wie Facebook würden die Kosten weitertreiben. Derzeit ist das Geschäft äußerst lukrativ: Im laufenden Jahr setzt Facebook voraussichtlich 55 Milliarden Dollar um. Der Gewinn soll um ein Fünftel auf 22 Milliarden Dollar klettern, erwarten Analysten.
Zuckerberg hat zu den Vorwürfen zunächst geschwiegen und sich erst spät geäußert. Seine Erklärung: Facebook sei selbst ausgetrickst worden. In einem seiner seltenen TV-Interviews gestand der sichtlich erschütterte Facebook-Gründer aber auch einen Vertrauensbruch zwischen dem sozialen Netzwerk und seinen Mitgliedern ein. In Zukunft werde man die Daten besser schützen.
Datenschützern reicht das nicht, sie fordern strenge Auflagen. Pikant ist zudem, dass Face­book bereits 2015 von dem Datenmissbrauch erfahren hatte – und schwieg. Wohl in der Hoffnung, dass der Fall nie pu­blik wird. Erst Christopher Wylie, Ex-Mitarbeiter von Cambridge Analytica, machte den Skandal nun – drei Jahre später – publik.
Kurzfristig dürfte es für Aktionäre stressig werden, die langfristigen Aussichten sprechen aber für die Aktie. Angesichts der Marktstellung scheint es ­unwahrscheinlich, dass Werbekunden, die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle, der Plattform den Rücken kehren. Der Skandal ist das größte, aber nicht das erste Problem, dem Zuckerberg seit Gründung 2004 gegenübersteht. Bislang hat er noch immer eine Lösung gefunden – wie kurz nach dem Börsengang: Damals hatte Facebook das Geschäft mit mobilen Daten verschlafen. Zuckerberg kurbelte es erfolgreich an.

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