Handeln besteht nicht nur aus Ihren Entscheidungen, sondern auch aus den Entscheidungen, die andere Marktbeteiligte treffen. Wenn Sie mit Finanzinstrumenten arbeiten, ob nun Devisen, Differenzkontrakte, Kryptowährungen oder anderes, möchten Sie bestimmt wissen, was der Rest der handelnden Menge denkt und fühlt. Schon alleine deswegen, weil Ihr Erfolg in großem Maße vom grundsätzlichen Verhalten des Marktes abhängt.
Die Performance jedes Vermögenswertes wird von den Leuten beeinflusst, die mit ihm handeln. Die Marktstimmung ist das grundlegende Gefühl der Händler. Ein Trend entsteht niemals von selbst, er ist das Produkt vieler Geschäfte, die gleichzeitig von einer großen Anzahl Händler ausgeführt werden. Gibt es mehr Leute, die einen Vermögenswert kaufen wollen, als solche, die ihn abstoßen möchten, spricht man von einer bullischen Stimmung. Bei der umgekehrten Ausgangslage nennt man die Stimmung bärisch. In Zeiten bullischer Stimmung steigt der Kurs eines Wertes. Ist die Stimmung bärisch, fällt der Kurs. Was Finanzberater unter „dem Trend folgen“ verstehen, ist, dass Sie bei einer bullischen Stimmung kaufen und bei einer bärischen Stimmung verkaufen sollen.
Viele Faktoren können die Marktstimmung beeinflussen: wichtige ökonomische und politische Nachrichten, die jüngste Performance des jeweiligen Wertes, künftige Erwartungen oder Aussagen von Branchengurus. Mitunter genügt es, sich einfach das Kursdiagramm anzusehen, um die aktuelle Stimmung herauszufinden. Dennoch wird grundsätzlich dazu geraten, das Gesamtbild zu betrachten. Indizes wie der Global Dow, NASDAQ, Composite und S&P 500 werden dafür genutzt, die Marktstimmung einzuschätzen.
Gut, da jetzt das Konzept der Marktstimmung geklärt ist — warum sollte ich diese in Betracht ziehen? Wie bereits angemerkt spielt die Marktstimmung eine außerordentlich wichtige Rolle dabei, wie der Markt agiert. Sowohl Aufwärts- als auch Abwärtstrends werden durch rationale und emotionale Faktoren gleichermaßen beeinflusst. Aber wo Gefühle im Spiel sind, ist auch Raum für Fehler. Fehler, von denen Sie als Händler profitieren können.
In seinem Buch „Der intelligente Investor“ schreibt Benjamin Graham, dass Leute während einer Rezession dazu neigen, ihre Verluste zu überschätzen, und analog in Perioden des ökonomischen Aufschwungs ihre möglichen Gewinne überbewerten. Was ist der wichtigste Grund dafür? Ausgeprägte Emotionalität.
Sie können deshalb den Fear & Gread Index (Angst & Gier) einsetzen, um Zeiträume bullischer bzw. bärischer Stimmung auf dem Kapitalmarkt zu verfolgen. Er ist sowohl aussagekräftig als auch leicht zu benutzen. Bewegt sich der Index um den Wert 50, dann tendieren die Händler überwiegend zu sinnvollen und rationalen Entscheidungen. Die meisten bekannten Unternehmen werden angemessen notiert. Sinkt der Index weit unter 50, breitet sich Angst auf dem Markt aus. Es besteht die Chance, dass einige Händler ihre Werte zum Schnäppchenpreis anbieten. Das wird im Allgemeinen als eine gute Zeit zum Kaufen angesehen. Steigt der Index weit über 50, ist der Markt mit großer Wahrscheinlichkeit überhitzt. Leichtsinnige und gierige Investoren werden selbst dubiose Aktien teuer kaufen. Somit kann die Marktstimmung durch einen intelligenten Anleger dafür genutzt werden, Vermögenswerte billig zu kaufen und teuer zu verkaufen.
Denn hinter jedem Markt stehen echte Menschen. Menschen, die Gefühle haben, Fehler machen und der Menge folgen. Berücksichtigen Sie die Gedankengänge anderer, das ist eine gute Idee, solange Sie mit ihnen handeln.
Jedoch sollten Sie nicht vergessen, dass Handeln nicht nur daraus besteht, die Marktstimmung zu beobachten. Diese auszunutzen kann sehr hilfreich sein, garantiert aber noch nicht den Erfolg.