Es sieht nicht gut aus, sagt EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Am 1. Juni scheinen die USA Stahlimporte aus Europa zunehmend mit einem Zollsatz von 25 Prozent zu belegen, da Washington ein EU-Angebot zur Senkung der Zölle auf Importe amerikanischer Autos und anderer Industrieprodukte abgelehnt hat. „Ich denke, sie denken nicht, dass es genug ist“, sagte sie am Dienstag. Washington könnte hoffen, dass seine Hard-Ball-Taktik mehr Zugeständnisse aus Europa und vor allem seinem Export-Weltmeister Deutschland erzwingen wird.
Vielleicht möchten sie sich aber genauer anschauen, was im Pazifik passiert. China sagte am Dienstag, dass es die Zollsätze für die meisten Autos, die in das Land eingeführt werden, von 25 Prozent auf 15 Prozent am 1. Juli senken würde.
Chinas Entscheidung sollte einige Sorgen über eine Ausweitung der Handelsbeziehungen erleichtern, die vor einigen Wochen von einigen Deutschen angekündigt worden waren, die ihre Abhängigkeit vom asiatischen Kraftwerk reduzieren sollten. Aber der Schritt zielt nicht speziell auf Deutschland oder die EU. Die Ankündigung senkt die Kosten für alle, einschließlich der US-Hersteller.
Die Öffnung Chinas bedeutet auch nicht, dass die EU den Handel mit den USA aufgeben wird, die viel niedrigere Zölle auf Waren haben und (zumindest momentan) immer noch das größte Exportland Deutschlands bleiben.
„Wir verlieren, wenn wir es nicht wenigstens versuchen“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der die EU-Importzölle für Autos senken will, über die laufenden Gespräche mit Washington.
Und dennoch hilft die Entscheidung Chinas Europa mehr als die meisten und bietet dringend benötigten Spielraum für Exporteure, die sich Sorgen um den Verlust von Geschäften in den Vereinigten Staaten machen. Chinesische Verbraucher kauften im Jahr 2017 5,49 Millionen Autos von europäischen Marken, mehr als in jeder anderen ausländischen Region.
Innerhalb Europas ist Deutschland der große Gewinner. Rund ein Drittel der in China verkauften deutschen Luxusautos wird im Ausland produziert. Damit könnten deutsche Autobauer zwischen 3 Milliarden Euro und 4,5 Milliarden Euro einsparen. Porsche allein könnte laut dem deutschen Automobilexperten Ferdinand Dudenhöfer 600 Millionen Euro einsparen. Einige dieser Einsparungen gehen an die Verbraucher.
Analysten der Schweizer Bank UBS prognostizieren, dass der Preis für ausländische Luxusautos in China um 8 Prozent sinken könnte. Das wiederum könnte BMW und Daimler die Chance geben, noch mehr Autos zu verkaufen. Bis jetzt hatten einheimische Premiumhersteller einen Preisvorteil von 20 Prozent bei den Deutschen, aber die lokalen Behörden begrüßten den neuen Wettbewerb als ein Mittel zur Verbesserung der Qualität.
Zölle und Marktzutrittsschranken sind in China immer noch viel höher als in den USA. Deshalb werden ironischerweise die deutschen Ersparnisse in China auch den USA helfen. So exportierte BMW im vergangenen Jahr rund ein Fünftel der in China verkauften Autos aus den USA. Chinas Offenheit für Gespräche könnte eine Verschiebung des Fokus Deutschlands von den USA beschleunigen. „Eine Senkung der Einfuhrzölle wäre ein sehr effektiver Schritt zu noch stärkeren Handelsbeziehungen zwischen diesen Ländern“, schrieben Analysten. Das würde zu einem Muster europäischer Politiker passen, die davor warnen, sich auf die Vereinigten Staaten zu verlassen.