Was hoch fliegt, kann tief fallen – das lehrt allein schon die Physik. Am Markt ist dieses Phänomen wohlbekannt und besonders der Senkrechtstarter Bitcoin sorgt mit seiner Rekordjagd aktuell für angespannte Nerven bei den Anlegern.
Eine Studie des National Bureau of Economic Research, die im Februar dieses Jahres veröffentlicht wurde, befasst sich mit Blasenbildungen am Aktienmarkt und förderte einige übergreifende Gemeinsamkeiten zutage, die Anlegern auch in Sachen Bitcoin die Sorgenfalten auf die Stirn treiben könnten.
Die Autoren der Studie, Robin Greenwood, Professor für Finanzen und Banking an dem Harvard Business School und Andrei Shleifer, Wirtschaftsprofessor an der Harvard University, definierten eine Blase als scharfe Kurs-Aufwärtsbewegung über zwei Jahre hinweg, gefolgt von einem Abschwung von mindestens 40 Prozent über die nachfolgenden zwei Jahre.
Dabei stellten die Professoren fest, dass die Crash-Wahrscheinlichkeit 50 Prozent beträgt, wenn der Kurspreis der Aktie über 100 Prozent stieg. Die Wahrscheinlichkeit erhöhte sich drastisch, wenn eine Aktie über 150 Prozent zulegte – dann stieg die Crash-Prognose auf 80 Prozent. Bei Kursanstiegen über 150 Prozent sei ein Crash „so gut wie sicher“, stellten die Studien-Betreiber fest. Setzt man den Bitcoin in diesen Kontext, ergibt sich ein alarmierendes Bild: Immerhin ist die Kryptowährung in den letzten zwei Jahren um fast 2.500 Prozent hochgeschossen. Das ist das zehnfache der Schwelle, an der Greenwood und Shleifer einen Crash als „so gut wie sicher“ prognostizierten.
Ist der Bitcoin die Ausnahme von der Regel?
Es stellt sich die berechtigte Frage: Könnte der Bitcoin nicht eine Ausnahme sein? Immerhin befasste sich die Studie nur mit Aktien, nicht aber mit Kryptowährungen. Denn die Studie belegte, dass die Wahrscheinlichkeit, ob eine Aktie crashte oder nicht, unabhängig von jeglichen fundamentalen Faktoren war. Ausschlaggebend war lediglich die Höhe der Aufwärtsbewegung nach zwei Jahren. Zudem war die Studie sehr breit gefächert.
Sie schloss die historischen Daten eines ganzen Jahrhunderts sowohl des US-Aktienmarktes als auch der ausländischen Märkte mit ein. Die Ergebnisse waren immer dieselben – unabhängig von Zeitpunkt oder Land. Letztendlich kann die Annahme, eine Ausnahme von der Regel zu sein, in historischen Kontext sogar als symptomatisch für Blasen gesehen werden.
Auch der späteren „Dot-com-Blase“ wurde zunächst historische Einmaligkeit attestiert – bevor es steil bergab ging. Die Überzeugung, dass der Bitcoin-Höhenflug die große Ausnahme sein könnte, steht daher höchstwahrscheinlich auf sehr tönernen Füßen. Die Vergangenheit lehrt, dass oft gerade das Gegenteil der Fall ist. Inzwischen hat der Bitcoin auf der ersten Plattform die Marke von 10.000 US-Dollar geknackt – auf Dreijahressicht ein Plus von satten 2.560 Prozent.